Mittwoch, 18. Mai 2016

Jesus und die politische Botschaft

Jesus selbst hat den politischen Inhalt seiner Botschaft zwei Tage vor dem Passahfest im Tempel von Jerusalem in seiner großen Endzeitrede zusammengefasst, die heute ohne Abstriche genauso gehalten werden könnte. Er schildert, wie er am Ende der Zeit die Völker der Welt vor sich versammelt. Die eine Hälfte der Rede richtet er an diejenigen, die es gut gemacht, die zweite Hälfte an diejenigen, die es schlecht gemacht haben. Die letzteren soll er verflucht haben, was wohl eher eine der üblichen verbalen Zuspitzungen sein dürfte. Jesus wendet sich an die Menschen auf seiner linken Seite und sagt zu Ihnen: Ihr habt es nicht gut gemacht, „denn ich war hungrig und durstig, und ihr habt mir nichts zu essen und zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht...“
Matthäus 25:42-43
Wann sollen wir dir denn geholfen haben?, fragen die Beschuldigten. Darauf die Antwort: „Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan!“
Matthäus 25:45
Wen wird er wohl gemeint haben, als er in der metaphorischen Prophetensprache von verfluchten sprach, die in die Hölle gehörten? Vielleicht die Konzernleitungen, die in sogenannten Zonas francas wie in Nicaragua Frauen mit Hungerslöhne und einem Zwölf-Stunden-Tag Textilien herstellen lassen? Die Wirtschafts- und Finanzminister, die es zulassen, dass Börsenspekulanten die Währungen von Ländern ruinieren und so Millionen von Menschen ins Unglück stürzen? Christliche Gemeindemitglieder, die Vorbestrafte, die in ihrem Dorf wohnen, ausgrenzen? EU-Kommissare, die mit subventioniertem Rübenzucker den Rohrzucker der Campesinos aus Mittelamerika und den Philippinen vom Weltmarkt verdrängen? Gesundheitspolitiker, die in England alten Menschen mit geringem Einkommen die Bypass-Operation und das künstliche Hüftgelenk vorenthalten? Amerika und Europäer, die mit subventionierten Textil-, Leder- und Agrarprodukten die Arbeitsplätze in Bangladesch und Indien zerstören? Die deutschen Innenminister, die so genannten nicht staatlich Verfolgten einen gesicherten Rechtsstatus verweigern? Mafiabosse, die hungrige Kinder in die Kriminalität und Prostitution zwingen? Hitler, Stalin, Pol Pot, Karadciz, ihre Schergen und Folterknechte? Hexenverbrenner, Inquisitoren, Terroristen und Mullahs, die Ehebrecherinnen bis über die Hüfte im Sand eingraben und steinigen lassen? Dann wendet sich Jesus an diejenigen, die auf seiner rechten Seite stehen, und sagt: „Kommt her, ihr seid von Gott gesegnet, denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.“
Matthäus 25:34-36
Auch diese fragen: Herr, wann haben wir das alles getan? Jesus antwortet: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“
Matthäus 25:40
Viele Menschen haben mit der Botschaft des Evangeliums die Welt verändert und besser gemacht: die Jünger Jesu ebenso wie buddhistische Mönche, auch wenn diese den Wortlaut des Evangeliums gar nicht kannten, Frauen und Männer der Caritas und des Diakonischen Werks, Entwiklungshelfer, Schwestern und Krankenpfleger, Pflegerinnen in den Sozialstationen, Millionen Menschen, die wegen ihres Geschlechts, ihrer Rasse, ihrer ethnischen Zugehörigkeit unterdrückt und verfolgt worden sind und widerstanden haben. Aber auch diejenigen, die in Verfolgung und Einsamkeit untergegangen sind.

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